1. September 2022
Nach mRNA COVID-19 Impfungen treten Herzmuskel-Entzündungen (Myokarditis, Perikarditis oder Myoperikarditis, im folgenden summarisch als Myokarditis bezeichnet) in einer erschreckend hohen Anzahl auf.
Jeder 1.862te männliche Jugendliche entwickelt eine Myokarditis nach einer mRNA COVID-19 Impfung. Dieses Ergebnis der US Studie von Sharff et al. 04/2022 zeigt, dass die Myokarditis nach Impfung vor allem junge Männer trifft.
Die Sharff Studie ist eine von vielen Studien, die aufzeigen, dass es insbesondere die Altersgruppe betrifft, die von den Risiken der COVID-19 Erkrankung am wenigsten betroffen ist. Myokarditis nach COVID-19 Erkrankung erfolgt dagegen eher in der Altersgruppe der über 40 Jährigen.
US Sharff Studie 04/2022: Jeden 1.862ten geimpften männlichen Jugendlichen im Alter 16-24 J trifft nach mRNA Impfung eine Myokarditis.
Die Myokarditis-Rate 537,1 Fälle je 1 Million wurde in der US Studie von Sharff et al. 04/2022 für Männer im Alter von 16-24 Jahren nach der zweiten Dosis festgestellt. Dies entspricht einem Verhältnis von 1 : 1.862.
Bei den männlichen Kindern im Alter von 12-17 Jahren kommen 377,4 Myokarditis-Fälle je 1 Million nach der zweiten Impfdosis vor. Dies entspricht einem Verhältnis von 1 : 2.650.
Ungleiche Altersverteilung für Myokarditis Risiko
Nach Angaben des Paul-Ehrlich-Instituts (PEI) zeigt sich aus Daten vieler Länder ein erhöhtes Risiko insbesondere bei jungen Männern nach der zweiten Impfdosis. Aber auch bei jungen Frauen ist das Risiko erhöht.
Nach der US-amerikanischen Studie (Oster et al. 01/2022) in JAMA veröffentlicht, ist das Risiko für männliche Kinder & Jugendliche im Alter von 12-15 Jahren - an Myokarditis nach der zweiten Dosis der mRNA-Impfung zu erkranken - bis zu 133fach erhöht gegenüber dem normalen Risiko in diesem Alter. Auch bei Mädchen ist eine deutliche Erhöhung zu sehen, bis zu 37fach.
Myokarditis Risiko nach mRNA Impfung trifft vor allem die Jungen
Im folgenden soll deshalb nicht nur das generelle Erkrankungsrisiko durch mRNA-Impfung (für alle Altersgruppen) betrachtet werden, sondern vor allem das Erkrankungsrisiko der Risikogruppen in Bezug auf Myokarditis. Dies sind bei Myokarditis nach mRNA Impfung vor allem die männlichen Jugendlichen zwischen 12 und 24 Jahren.
Bei Myokarditis nach Covid Erkrankung dagegen trifft es Personen erst verstärkt ab 40 Jahren.
In einem Report der EMA zum Myokarditis Risiko wird berichtet:
"SARS-CoV-2 infection is associated with myocarditis, more strongly in those 40 years and older"
Es verwundert nicht, dass Myokarditis nach Covid Erkrankung vorwiegend ältere Personen trifft, denn es sind vor allem Ältere die schwerer an Covid erkranken oder gar sterben. Herzvorerkrankungen sind hier zudem häufiger gegeben.
Studien zum Myokarditis Risiko für männliche Jugendliche
Um das Risiko der Myokarditis nach Impfung für Jüngere einzuschätzen werden im folgenden verschiedene Studien herangezogen, die teilweise auch (geringfügig) andere Alterskohorten untersuchten.
Im Report der Europäischen Arzneimittel Agentur EMA „Signal Assessment Report on Myocarditis, pericarditis§ vom 2. Dezember 2021 wird vorgeschlagen folgendes in der Produktinformation zu vermerken:
„The incidence of myocarditis in younger males was at the high end of the range and corresponds to frequency category Rare (≥1/10.000, <1/1.000).“
In etwa: „Die Myokarditis-Inzidenz bei jüngeren Männern lag am oberen Ende des Spektrums und entspricht der Häufigkeitskategorie Selten (≥1 : 10.000, <1 : 1.000).“
Dies korreliert mit den Ergebnissen vieler Studien, die Werte in derselben Größenordnung finden: Risiken zwischen 1 : 1000 und 1 : 10.000.
Israelische Studien
Eine israelische Studie geht davon aus, dass das Risiko für junge Männer zwischen 16-24 Jahren nach mRNA-Impfung an Myokarditis zu erkranken, zwischen 1 zu 3.000 bis 6.000 beträgt.
Erkrankungsrisiko: Junge Männer (16 – 24 Jahre): 1 : 3.000 (0,0333 %) bis
1 : 6.000 (0,0167 %)
Das israelische Gesundheitsministerium meldete bis Ende Oktober 2021
40 Fälle nach der ersten oder zweiten mRNA-Impfung in der Altersgruppe 16 - 19 Jahre bei 226.452 geimpften jungen Männern. Das sind 177 Erkrankungsfälle pro 1 Million. In der Altersgruppe 12 – 15 (männliche Jugendliche) traten 12 Fälle bei 158.541 Impfungen auf, entsprechend 76 pro 1 Million. Das Ministerium weist auf die Tatsache hin, dass die Daten auf passiver Meldung beruhen und somit eine Untererfassung möglich ist. Dies ist plausibel, da bei passiven Systemen in der Regel Untererfassungen bis zu 95 % vorliegen. Daher wird diese Studie als weniger valide betrachtet.
Erkrankungsrisiko (16 – 19 Jahre): 1 : 5.650 (0,0177 %)
Erkrankungsrisiko (12 – 15 Jahre): 1 : 13.158 (0,0076 %)
Eine weitere israelische Studie von Mevorach et al. zu Myokarditis nach BioNTech/Pfizer-Impfung ergab folgendes Erkrankungsrisiko:
Erkrankungsrisiko männliche Jugendliche (16 – 19 Jahre): 1 : 6.637 (0,0151 %)
Hongkong Studie
Eine Studie aus Hongkong (G. Chua et al. 11/2021) zum Impfstoff von BioNTech/Pfizer gibt folgendes Risiko für männliche Jugendliche zwischen 12 – 17 Jahren nach erster oder zweiter Impfung an (323 pro 1 Million):
Erkrankungsrisiko männliche Jugendliche (12 – 17 Jahre): 1 : 3.096 (0,032 %)
Sharff et al. US Studie
Die Sharff Studie aus den USA zu Myokarditis nach mRNA-Impfung, in der die Daten von 153.438 Patienten ausgewertet wurden, schätzt das Risiko für männliche Jugendliche (12 – 17 Jahre) auf 377,4 Fälle pro Million zweite Impfdosen. Bei jungen männlichen Erwachsenen (18 – 24 Jahre) kommt die Sharff Studie sogar auf 537,1 Fälle.
Diese Studie durchsuchte die Datenbanken einer Versicherung mit zwei verschiedenen Methoden und fand dadurch Fälle, die mittels der CDC-Methode übersehen worden waren.
Hierdurch wurden doppelt so viele Fälle von Myoperikarditis nach einer COVID-19-mRNA-Impfung identifiziert wie mit der Vaccine Safety Datalink der CDC. Auslassungen in ICD-10-CM-Codes und Verzögerungen bei Anträgen waren die Hauptgründe, warum diese Fälle übersehen wurden.
Zudem wertete die Sharff Studie einen etwas längeren Zeitraum aus (4 Wochen statt 2).
Das ergibt ein Erkrankungsrisiko für
Männliche Jugendliche (12 – 17 Jahre): 1 : 2.650 (0,0377 %)
Junge Männer (18 – 24 Jahre): 1 : 1.862 (0,0538 %)
Myokarditis Risiko nach mRNA Impfung nach US VAERS Daten
In der US VAERS Datenbank, die gemeinschaftlich von CDC und FDA geführt wird, wurden bis zum 15.07.22 insgesamt 41.500 Myokarditis Fälle seit Beginn gemeldet. In gleichem Zeitraum waren insgesamt 259.000.000 US Bürger mit mindestens 1 Covid Impfdosis geimpft. Nach der Oster et al. Studie für die CDC wurden 82% der VAERS Myokarditis Fälle nach strengen Vorgaben bestätigt. Hierzu zählten u.a. enger Meldezeitraum, Behandlung in Krankenhäusern oder ambulant, Labornachweis u.v.m (s. unseren Artikel US VAERS Myokarditis). Überträgt man die Validierungsrate auf alle bei US VAERS gemeldeten 41.500 Myokarditis Fälle, ergeben sich so mutmaßlich 34.030 tatsächliche Myokarditen.
Hieraus ergibt sich eine Myokarditis Rate für voraussichtlich tatsächliche VAERS Myokarditis Fälle, von 34.030 ./. 259.000.000 bzw. 1 : 7.611.
Nach den US VAERS Daten kommt so auf jeden 7.611 Covid Geimpften kommt genau 1 Myokarditis Fall nach Covid mRNA Impfung. In Prozent entspricht das 0,0131 % Myokarditis Risiko durch Covid Impfung.
Höheres Risiko durch COVID-19-Erkrankung?
Immer wieder wird allerdings in Stellungnahmen oder Berichten zur Myokarditis nach mRNA-Impfung wiederholt, dass das Risiko für eine Myokarditis bei COVID-19 Erkrankung – auch und gerade für junge
Leute - wesentlich höher sei als das Myokarditis-Risiko nach mRNA-Impfung.
Teilweise wird angegeben, das Myokarditis-Risiko sei durch COVID-19 Erkrankung 4- bis 6-mal so hoch.
In diesem Kontext wird vor allem die Singer Studie genannt:
Singer et al. 2021 ermitteln in einer Studie durch Analyse von Versichertendaten die Myokarditis-Rate nach Aufsuchen einer Einrichtung einer Health Care Organisation und positivem Testresultat sowie Myokarditis-Diagnose ein Risiko von 450 Fällen pro 1 Million bei männlichen Kindern und Jugendlichen zwischen 12 und 17 Jahren. Demgegenüber stellen sie Fachpublikationen, die ein Risiko für die mRNA-Impfung von 76,5 Fällen pro Million Impflinge ermittelten und kommen so auf ein 6-fach erhöhtes Risiko für COVID-19 Myokarditis.
Nach unserer Literaturrecherche entspricht das in der Singer Studie gegenübergestellte Risiko für mRNA-Impfung einem eher niedrig angesetzten Risiko. In anderen Publikationen wie der Sharff Studie werden bis rund 10-fach höhere Risiken nach mRNA Impfung ermittelt, und zwar bis zu 537,1 Fälle pro 1 Million.
Auch viele Fachpublikationen beenden ihre Abstracts mit Sätzen wie beispielsweise „The benefits of vaccination far exceed the risks of COVID-19 infection.“
Die Aussage, dass nach den Schätzungen von Fachartikeln die COVID-19 Erkrankung gleich viel oder – je nach Vergleichspublikation - sogar in höherem Maße Myokarditiden auslösen kann als mRNA-COVID-19-Impfung, kann allerdings zu Fehlschlüssen verleiten.
Entscheidend ist nämlich, welche Teilmengen untersucht werden, d.h. welche Risiken überhaupt verglichen werden.
Ungleiche Bezugsbasis: Verzerrter Vergleich von relativen mit absoluten Risiken
Bisherige Studien vergleichen das relative Risiko von Myokarditis nach Covid Erkrankung mit dem absoluten Risiko nach mRNA Impfung. Das führt zu starken Verzerrungen und unrealistischen Bewertungen.
Bei Myokarditis nach Covid wird das Risiko nur auf Erkrankte (zudem meist nur Hospitalisierte) in Bezug gesetzt. Ein solches relatives Risiko RRR fällt zwangsläufig sehr viel höher aus.
Myokarditis Fälle nach Impfung werden dagegen auf alle Geimpften bezogen. Hier wird das viel niedrige absolute Risiko ARR (für alle Geimpften) ermittelt.
Ein Vergleich von relativen mit absoluten Risiken ist jedoch nicht sinnvoll.
Vergleicht man die absoluten Risiken von beiden, zeigt sich, dass deutlich mehr Myokarditis Fälle nach mRNA als nach Covid eintreten. Wir berichteten.
Transparenztest Resümee
Das Alter und auch Geschlecht spielen eine starke Rolle für Myokarditis-Fälle nach COVID-19 mRNA Impfung: Bei männlichen Jugendlichen im Alter von 12-24 Jahren zeigen sich nach Stand die Forschung die höchsten Fallraten.
Mögliche Gründe können darin liegen, dass junge Männer mehr und intensiver Sport betreiben als alte Männer bzw. statistisch häufiger als Frauen.
Tragisch ist, dass es offensichtlich gerade die ganz Jungen trifft, die wenig hinsichtlich COVID-19 Erkrankung und schweren Verlauf gefährdet sind.
Besonders tragisch ist, dass eine Myokarditis zu lebenslangen Schäden oder zum frühzeitigen Tod führen kann. Ob und inwieweit sich Myokarditis-Fälle wieder erholen können, bleibt abzuwarten.
Welche Gründe werden als Ursache das Myokarditis-Risiko nach Impfung genannt?
Peter Liu, Kardiologe und wissenschaftlicher Leiter des Herzinstituts der Universität von Ottawa, nennt als möglichen Grund:
"Eine Möglichkeit ist, dass die sehr hohen Antikörperspiegel, die beide bei jungen Menschen erzeugen, in seltenen Fällen auch zu einer Art Überreaktion des Immunsystems führen, die das Herz entzündet."
Inwieweit dies zutrifft muss noch weiter erforscht werden.
Hohe Dunkelziffer nicht berücksichtigt
Fest steht, dass die Fallraten für Myokarditis für junge Altersgruppen die Häufigkeit "selten", definiert als zwischen 1:1.000 und 1:10.000, erreichen. Die Tendenz geht sogar in Richtung "gelegentlich" definiert als unter 1 : 1.000.
Es darf dabei nicht vergessen werden, dass auch in den meisten Studien häufig die Dunkelziffer noch nicht berücksichtigt ist. Myokarditis-Fälle nach mRNA Impfung werden selten gemeldet bzw. nicht zuverlässig als Impf Nebenwirkung erkannt.
COVID-19 Erkrankungen dagegen werden voraussichtlich aufgrund des frequent eingesetzten Test Massenscreening selten übersehen. Anders bei Erkrankungen nach Covid mRNA Impfungen. Hier ist nach Studien (Hazell, Lazarus) mit einer hohen Dunkelziffer zwischen 90 bis 99% zu rechnen.
Unsere Tt Fragen:
Warum werden Nebenwirkungen nach COVID-19 Erkrankung und nach mRNA Impfung nicht nach Altersgruppen verglichen?
Warum wird nicht auch - zumindest eine gemäßigte Dunkelziffer -insbesondere bei nicht gemeldeten oder nicht erkannten Erkrankungen nach mRNA Impfungen mit berücksichtigt?
Warum werden in den Studien das relative Risiko nach Covid Erkrankung mit dem absoluten Risiko nach mRNA Impfung verglichen?
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Quellen:
Sharff et al. 04/2022 Risk of myopericarditis following COVID-19 mRNA vaccination in a large integrated health system: A comparison of completeness and timeliness of two methods
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/35404496/
Oster et al. 01/2022 Myocarditis Cases Reported After mRNA-Based COVID-19 Vaccination in the US From December 2020 to August 2021 https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/35076665/
EMA Report Myocarditis 2.12.21 https://www.ema.europa.eu/en/documents/prac-recommendation/signal-assessment-report-myocarditis-pericarditis-tozinameran-covid-19-mrna-vaccine_en.pdf
Israelische Studie
https://www.science.org/content/article/israel-reports-link-between-rare-cases-heart-inflammation-and-covid-19-vaccination
Ministry of Health, Israel: Safety results from nationwide booster campaign
https://www.gov.il/BlobFolder/reports/safety-results-from-nationwide-booster-campaign/en/files_publications_corona_Safety_results_from_nationwide_EN.pdf
Israelische Mevorach et al. Studie, 2.12.2021, NEJM
Myocarditis after BNT162b2 mRNA Vaccine against Covid-19 in Israel
https://www.nejm.org/doi/full/10.1056/NEJMoa2109730
Hongkong Studie G.Chua et al. 11/2021
https://academic.oup.com/cid/advance-article/doi/10.1093/cid/ciab989/6445179
https://openvaers.com/covid-data/myo-pericarditis
https://openvaers.com/images/r18hs017045-lazarus-final-report-20116.pdf
Unsplash: Towfiqu barbhuiya
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