top of page

Was bringt der Freedom Day in UK? Freiheit oder Angst?


Der Lockdown vom Lockdown. England macht es wahr:

Alle Corona Einschränkungen werden am 19. Juli definitiv aufgehoben.

  • Keine Abstandsregeln

  • Kein Maskenzwang

  • Kein Homeoffice Empfehlung

  • Keine Beschränkungen bei sozialen Kontakten oder Treffen

  • Keine Kapazitätsbeschränkungen für Einrichtungen des täglichen Lebens wie Pubs, Theater, Kinos, Restaurants, Läden u.a.

  • Keine Beschränkungen für Unternehmen hinsichtlich Öffnen ihrer Einrichtungen



Die Regelungen gelten zunächst nur für England. Da aber mit den Regelungen auch finanzielle Verpflichtungen fallen werden Schottland und Wales wohl demnächst den Weg der Engländer folgen.


Wichtig: Es wird im Vereinigten Königreich keinen Impfpass geben.


Der neue Gesundheitsminister Sajid Javid aus dem House of Commons

formuliert das wie folgt:


“Case numbers are high and they will go higher – they will go significantly higher … We need to be ready for that. But what is far more important is how many people are ending up in hospital and how many sadly are dying. That is where the vaccines have worked alongside the treatments that we now have.”


Viele Briten freuen sich, viele fürchten sich. Wie bereit ist Großbritannien für die "neue" Freiheit? Wie sieht die Lage in Großbritannien aus?



Welche Bedeutung kommt der hohen Inzidenz in UK zu?


Die Inzidenz in UK ist am 14. Juli mit über 500 momentan für Sommer auffallend hoch. Vergleicht man die 2021 Inzidenz Werte mit denen von 2020 liegen die Werte jetzt gut 20x höher. Die UK Sommer Inzidenzwerte 2021 liegen sogar über den Werten der zweiten Welle im Herbst 2020. Im Herbst 2020 starben zehntausende Menschen. Zur Zeit sind es rund 250 für Delta. Delta ist nun in UK dominant und stellt mittlerweile 99% der Fälle.


Woher kommen diese Unterschiede? Warum ist die Inzidenz so astronomisch hoch, obwohl gut 67% der Briten am 13. Juli mindestens einfach geimpft sind?

Warum gibt es eine solche Diskrepanz zwischen Inzidenz und Todesraten?


Ist die Inzidenz die richtige Meßlatte für Maßnahmen bei der Deltavariante?


Prof. Stefan Homburg, bekannt für seinen empirischen evidenzbasierten Ansatz, hat dieses Thema Delta Variante aufgegriffen und sich diesen Warnungen explizit entgegengestellt:


"Weil UK mehr testet als Deutschland, muss man die Positivraten (Anmerk. Anteil der positiven Tests zu Gesamt-Testzahl) vergleichen und nicht die Fallzahlen. Man erkennt klar: In UK mit der angeblich dort "wütenden" Delta-Mutation stagniert die Positivrate auf niedrigem Niveau. Dasselbe gilt für die Zahl der hospitalisierten Patienten."


Wenn die Positivraten anstelle der Inzidenzen verglichen werden, schneidet UK immer noch deutlich besser ab als Deutschland.


Prof. Homburg macht dabei auf das Problem aufmerksam, dass höhere Fallzahlen die Inzidenzen verzerrend erhöhen (Artefakt). Weniger verzerrend wirkt sich das bei den Positivraten aus.


Viele Experten (z.B. Prof. Schrappe, Antes, Glaeske Gruppe) so wie auch Transparenztest fordern schon seit langem, dass Inzidenzen repräsentativ (repräsentative Stichproben, standardisierte Felderhebung ähnlich bei Meinungsumfragen) zu erheben sind, um einen wissenschaftlichen haltbaren Aussagewert zu gewährleisten. Hiervon sind wir bis heute meilenweit entfernt.


Höchstwahrscheinlich spielen die methodisch bedingten Artefakte eine maßgebliche Rolle wie zum Beispiel die sehr hohe Testzahl in 2021 gegenüber 2020. Die Frage ist aber auch, inwieweit die Impfungen einen Einfluss auf die hohen Inzidenzwerte haben?


Wie auch immer: Die Grundfrage ist, inwieweit man dieser Inzidenz noch trauen kann? Und welchen Wert hat die Inzidenz für die Sicherheit und Gesundheit der Bevölkerung überhaupt noch?


Die Gefahrenlage wird bis heute von regierungsnahen Experten und Medien fast ausschließlich nach Inzidenz und Ansteckungsfaktor bewertet. Sie lassen die Hospitalisierung und Todesraten außen vor. Wie realistisch ist das?


Wie sieht es in UK bei den wichtigen Kennwerten Hospiz- und Todesraten aus?


Wieviele Personen sind in den UK Krankenhäusern?

JHU Ourworldindata, Covid Patienten Intensivstation pro 1 Million Menschen, UK, 08.07.21
JHU Ourworldindata, Covid Patienten Intensivstation je 1 Million Menschen, UK, D, F, S 08.07.21

Im Vergleich mit Deutschland befanden sich nach den JHU Daten am 8. Juli in Deutschland gut 3 mal mehr Patienten auf der Intensivstation als in UK. In Frankreich lagen sogar sechsmal so viele Patienten auf der Intensivstation. Gegenüber 2020 sind es 2021 allerdings etwas mehr. Es ist zudem derzeit ein leichter Anstieg zu verzeichnen.



Wie sieht es bei Todesfällen in UK derzeit aus?


UK Covid Sterblichkeit nach Todesfällen / 1 Million Menschen / Tag

JHU Ourworldindata, Todesfaelle pro 1 Million Menschen, UK, D 13.7.21
JHU Ourworldindata, Todesfälle pro 1 Million Menschen, UK, D 13.7.21

Bei den Todesfällen liegen UK und Deutschland nahe zusammen. Die UK Zahlen verlaufen sogar schon seit einiger Zeit nahe der Null-Linie.


Wie berechtigt ist die Furcht vor Delta, DeltaPlus oder Lambda?


Wie gefährlich ist die Delta Variante, bekannt auch als indische Variante oder als Code b 1.617.2? Sind die eindringlichen Warnungen hierzulande gerechtfertigt?


Nach den neuesten Zahlen vom 5. Juli des Britischen Gesundheitsministeriums Public Health England liegt die Case Fatality Rate für die Sterblichkeit derzeit bei der gefürchteten Delta Variante derzeit bei 0,2%. Die bisherige Alpha Variante liegt bei 1,9%, ebenfalls bereits niedriger als beim ursprünglichen Virus.


SARS-CoV-2 Varianten in UK nach Vorkommen und Sterblichkeit

Public Health England PHE, 18. Technical Briefing, Tabelle 3, Infektionen und Todesfaelle für SARS CoV 2 Varianten, 05.07.21
Public Health England, 18. Techn.Briefing Tab3, Infektionen &Todesfälle SARS CoV 2 Varianten, 05.07.21

Auf 170.063 Fällen kommen nur 259 Todesfälle. Nach dem Bericht von Public Health England PHE beinhaltet dies sowohl die Delta als auch die DeltaPlus Fälle. Die Fallzahlen sind hoch genug um als belastbar zu gelten. Knapp die Hälfte ist dabei sogar sequenziert worden. Hierdurch erhöht sich deutlich die Zuverlässigkeit gegenüber den unstandardisierten und damit unsicherer PCRs. In UK werden deutlich mehr Proben sequenziert als in Deutschland. Die Daten sind somit aussagekräftiger.


Die peruanische Corona Variante, die jetzt Lambda genannt wird, ist trotz vielfacher medialer panikfördernder Ankündigung bisher so gut wie nicht vorgekommen. Nur 8 Fälle werden von PHE am 05.07.21 für UK gelistet.


Warum die Werte so viel niedriger liegen, kann nur gemutmaßt werden.


CFR Todesraten unterliegen multifaktoriellen Einflüssen. Sie können deshalb nicht stabil sein und verändern sich im Laufe der Zeit. Die CFR sagt zudem nicht unbedingt etwas über die Gefährlichkeit des Virus aus. Gründe neben einer möglichen geringen Pathogenität der Deltavariante könnten z.B. sein: Alter, zunehmender Anteil von Menschen mit natürlicher Antikörper oder T-Zellen Immunität, Saisonalität, u.v.m..


Es muss immer die Gesamtsituation aller Rahmenbedingungen berücksichtigt werden. So spielt es z.B. eine Rolle, wie viele Menschen erkrankt waren und wieder gesundet sind (Seroprevalenz) und danach eine zeitlang immun sein werden. Ähnliches wird dem Impfeffekt zugesprochen. Auch hier verändert sich fortlaufend der Anteil der einfach oder doppelt Geimpften an der Bevölkerung.


Den PHE Zahlen nach scheint eine Impfung aber eher weniger zu schützen. Zumindest kommen bei den Erkrankten ca. 30% aus der Gruppe der einfach und doppelt Geimpften, davon knapp 20% doppelgeimpft. Durch die wenigen Sterbefälle insgesamt durch Delta ist die Datenbasis bzgl. der Wirkung der Impfung noch zu gering um belastbare Aussagen zu machen.


Gründe für die niedrigere CFR können aber auch mögliche methodische Artefakte sein. UK ist z.B. führend in der Sequenzierung der Viren. Anders wie in Deutschland wird seit einiger Zeit ein Großteil sequenziert und nicht mehr nur PCR genotypisch ausgewertet. PCR Befunde sind für ihre hohen falsch positiv Befunde aufgrund fehlender Standardisierung (z.B. unterschiedliche und zu hohe Ct-Werte) bekannt. Durch die Sequenzierung könnte die Datenqualität steigen, aber auch die bestätigten Fallzahlen sich reduzieren.


Alter, Saisonalität, Impfung, Genesene ... es gibt unzählige Faktoren, die sich fortlaufend ändern und Einfluss auf die CFR ausüben. Fakt ist, dass die CFR für Delta momentan gut 9-10 mal niedriger ausfällt als für Alpha. Und die CFR für Alpha war bereits niedrig.


Zur Erinnerung: Bei den hier gelisteten Varianten handelt es sich um die CFR Sterblichkeit. Diese erfasst nur die gemeldeten Fälle. Die CFR überschätzt somit immer die tatsächliche Sterblichkeit. Die CFR Sterblichkeitsrate berücksichtigt nicht die Dunkelziffer der nicht entdeckten oder wieder genesenen Erkrankten. Anders dagegen die IFR Infection-Fatality-Rate, die mittels Antikörpertest-Studien auch die Dunkelziffer mit erfasst. Diese liegt erfahrungsgemäß erheblich niedriger, oft um Faktor plus minus 10. Die IFR Sterblichkeitsraten würden demnach noch mal deutlich niedriger liegen.


Für die Delta-Variante würde die IFR demnach voraussichtlich derzeit vernachlässigbar gering ausfallen.


Wie bereit sind die Engländer für den Freedom Day?


Eine Umfrage vom "Observer" zeigt, dass 50% der Befragten den Freedom Day lieber verschieben wollen. Zwei Drittel geben an, dass sie im Einzelhandel und im Nahverkehr weiterhin Maske tragen wollen.


Anderen Umfragen nach wie etwa der London South Bank University wollen 25% der Briten öffentliche Plätze konsequent meiden. 40% vermeiden bereits jegliche Berührung von Gegenständen. 55% sind zunehmend besorgt, Freunde und Bekannte zu treffen.


Nach Aussagen von Psychiatern leidet jeder fünfte Brite am "Covid-Angstsyndrom" - ausgelöst durch die lange Isolation aufgrund der Lockdowns und durch die fehlende Teilhabe am öffentlichen Leben.


Transparenztest Resümée


Die in UK aktuellen sehr niedrigen Raten zur Hospitalisierung und zur Sterblichkeit sprechen dafür, jetzt die Maßnahmen vollständig herunterzufahren. Wenn nicht jetzt, wann dann?

Die CFR Sterblichkeit bei der Alphavariante lag lt. Public Health England um Faktor 9-10 (CFR 1,9%) höher als momentan für Delta und DeltaPlus (CFR 0,2%).


Die auffallend hohe Inzidenz hat sich bisher nicht auf diese wichtigen Kennzahlen der Mortalität ausgewirkt. Welche Rolle sollte bei einer derzeit schwachen Mutante eine noch so hohe Inzidenz spielen?


Ein Großteil der Bevölkerung ist doppelt geimpft. Selbst wenn es jetzt dennoch zu weiteren Infektionen kommt, wird es voraussichtlich aufgrund der Saisonalität zu weniger starken Ausbrüchen kommen. Jeder Genesene trägt zur sogenannten Herdenimmunität bei.


Nach dem Britischen Nationalen Statistischen Amt sind bereits 9 von 10 Erwachsene Antikörperträger. Da es auch noch die T-Zellenimmunität gibt, ist

damit ist eigentlich alles gesagt.


Die Empirie der Atemwegsinfektionen zeigt, dass es ab Herbst - wie in jedem Jahr - wieder mit Ausbrüchen der Atemwegsinfektionen zu rechnen ist.


Die Fokussierung auf virale Gefahrenlage lässt vergessen: Das Hauptproblem des Freedom Day in UK oder anderswo wird sein, dass Menschen verlernt haben normal zu leben.


Der weltbekannte Epidemiologe John Ioannidis hat auf diese Problematik bereits mehrfach hingewiesen. Es wird nicht ausreichen, einfach zu öffnen. Vielmehr werden umfangreiche und gut vorbereitete "Hilfsangebote" notwendig werden um den verunsicherten Bürger ihre medial gelernten Ängste zu nehmen. Es wird zudem viel mediale Aufklärung zu leisten sein, um die Menschen wieder ins normale Leben zurück zu bringen.


Das wird voraussichtlich ein langer Weg. Und bis Herbst / Winter ist nur eine kurze Zeit. Unsere düstere Einschätzung: Die nächsten Maßnahmen werden zurückkommen und werden den wichtigen schweren Weg zurück verzögern.


Wichtig: Wir sollten uns bereits jetzt alle Gedanken machen, wie der Weg zurück geleistet werden kann. Die wirtschaftlichen, sozialen, kulturellen, psychischen aber auch sonstigen gesundheitlichen (unzureichend behandelte Standard-Krankheiten) Kollateralschäden sind jetzt bereits so enorm, dass sie die Gefahren von Atemwegserkrankungen um ein Vielfaches übertreffen.


Unser Fazit: Freedom Day lieber jetzt als zu spät.

 

Ohne Sie geht es nicht!


Unser Ziel ist es uns alle für mehr Transparenz und Evidenz zu sensibilisieren.


Wir Bürger haben ein unabdingbares Recht darauf zu erfahren, was wann wie und aus welchen Gründen - ohne unsere Zustimmung - entschieden wird. Da selten die Informationen vollständig und nachvollziehbar gegeben werden, müssen wir wach bleiben und nachfragen.


Stärken Sie uns mit einem kleinen Beitrag den Rücken, damit wir mit Ihrer Unterstützung dies von den Verantwortlichen einfordern können.


Wir danken Ihnen hierfür herzlich an dieser Stelle, da wir aus Gründen des Datenschutzes auf Spenden nicht antworten dürfen.


Hier klicken



 

Quellen:




Comments


bottom of page